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Perser und Iran – turkmensahra
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Perser und Iran

„Die iranische Literatur ist reich an Schätzen“, hieß es unlängst in den LiteraturNachrichten, in ihrer ersten Ausgabe als Beilage der taz. Schwärmerisch ging es weiter: „Die persische Literatur ist eine Schatztruhe, deren Inhalt hierzulande nach und nach entdeckt wird.“ Im Spielplan des Berliner Maxim-Gorki-Theaters für März bis Juli 2017 wird der persischsprachige Titel der Tanzperformance Yeki Bud Yeki Nabud („Es gab jemanden, es gab niemanden“) der Choreografin Modjgan Hashemian wie folgt kommentiert: „Mit diesem Satz beginnen iranische Märchen.“

Dies sind nur zwei Beispiele für den verwaschenen Gebrauch der Begriffe. Die Annahme, dass „persisch“ und „iranisch“ identisch seien, ist das Problem. Iran ist ein Vielvölkerstaat, in dem neben Persern noch andere Ethnien wie aserbaidschanische Türken, Kurden, Araber und Belutschen leben. Anders formuliert: Alle Perser sind Iraner – aber nicht alle Iraner Perser.

Urheber der Gleichsetzung von „iranisch“ und „persisch“ ist die Dynastie der Pahlewis, die von 1925 bis 1979 das Land regierte. Ziel ihrer Politik war, aus dem Iran einen zentralistischen Staat zu schaffen, der ethnisch, sprachlich und kulturell einheitlich sein sollte. So versuchten die Pahlewis, das Persische als einzige Landessprache durchzusetzen und ließen die Bevölkerung belehren, dass die Perser „arischen“ Ursprungs seien. 1934 befahl Reza Schah die Umbenennung von Persien in Iran – „Land der Arier“. Der Name „Iran“, den die Bewohner schon seit langer Zeit für ihr Heimatland gebrauchen, wurde durch den Pahlewi-Rassismus also ideologisch aufgeladen.

In den LiteraturNachrichten, für die der Publizist Gerrit Wustmann eine Sammelrezension zu Werken iranischer Autoren geschrieben hat, zeigt sich nun beispielhaft, was passiert, wenn man „iranische“ und „persische“ Literatur gleichsetzt: Die ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt des Landes geht komplett unter. Das ist umso erstaunlicher, als Gerrit Wustmann auch den Roman Tarlan von Fariba Vafi skizziert, die aus Täbris stammt und ihre Herkunft als aserbaidschanische Türkin in dem Buch thematisiert. Wollte man korrekt unterscheiden, müsste „persische Literatur“ als die auf Farsi verfasste Literatur definiert werden. „Iranische Literatur“ dagegen wäre die Gesamtheit aller im Land entstandenen Literaturen.

Das Thema Vielvölkerstaat ist brisant. Schon lange fordern etwa die aserbaidschanischen Türken im Iran, ihre Sprache und Kultur frei leben zu können. Wie auch die Deutsche Welle Farsi berichtete, verteilten Lehrer in Urmia, der Hauptstadt der Provinz West-Aserbaidschan, anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache am 21. Februar in Schulen und Kindergärten Lehrbücher auf Türkisch. Tausende Bürger der Stadt forderten zudem bei einem Volleyballspiel im heimischen Stadion, dass in Schulen in türkischer Sprache unterrichtet werden solle.

Solche Forderungen werden bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Mai keine unbedeutende Rolle spielen. Hassan Rohani, der Präsident der Islamischen Republik Iran, hatte 2013 versprochen, nach seiner Wahl in Täbris eine Akademie für Sprache und Literatur der aserbaidschanischen Türken einzurichten. Im Mai 2016 wurde eine „Stiftung für Kultur, Kunst und Literatur Aserbaidschans“ ins Leben gerufen, die aber hinter den Erwartungen zurückblieb. Daran werden sich die betroffenen Wählerinnen und Wähler im Mai sicherlich erinnern.

Behrang Samsami

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